Collage für Korridor-B-Blog
(c) Amprion

Für den Wandel Teil 1

Bypass für das Stromnetz

Korridor B transportiert Gleichstrom, die Übertragungs- und Verteilnetze in Deutschland sind jedoch auf Wechselstrom ausgerichtet. Wer sich fragt, wie das zusammenpasst, muss wissen: Das bestehende Wechselstromnetz kommt zunehmend an seine Transportgrenzen. Höchstspannungs-Gleichstromverbindungen wie Korridor B können das Problem lösen. Sie funktionieren wie eine Art Bypass und entlasten das stark beanspruchte Wechselstromnetz.

Ein Baustellenmitarbeiter hält das Kabel beim Einzug im offenen Graben
Foto: Frank Peterschröder

Fotograf: Frank Peterschröder

Wechsel- und Gleichstrom verhalten sich grundlegend unterschiedlich. Gleichstrom (Direct Current, DC) fließt in eine Richtung und hat eine konstante Spannung und Stromstärke, während Wechselstrom (Alternating Current, AC) seine Richtung und Stärke in regelmäßigen Abständen ändert. Bei der Übertragung über lange Strecken geht je nach Stromart unterschiedlich viel Energie verloren.

Ursprünglich bestand das Übertragungsnetz in Deutschland ausschließlich aus dem Wechselstromnetz mit einer Spannung von 220 oder 380 Kilovolt. Im Zuge des Stromnetzausbaus kommt der Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) jedoch eine immer größere Bedeutung zu. Das zukünftige Zusammenspiel der beiden Stromarten ist entscheidend für die Versorgungssicherheit in Deutschland.

Wo der Strom herkommt

Bisher wurde elektrische Energie punktuell von großen Kraftwerken zur Verfügung gestellt und von dort über das Wechselstromnetz und Umspannanlagen zu den Verbrauchern transportiert. Umspannanlagen haben dabei die Aufgabe, Stromflüsse zu lenken und in andere Spannungsebenen zu transformieren. Sie steuern die Stromversorgung bis in den Haushalt.

Im Rahmen der Energiewende muss immer mehr Energie von den neuen Stromerzeugungszentren wie zum Beispiel den Windparks in der Nordsee in die Verbrauchszentren transportiert werden. Hierbei kommt vermehrt auch die Übertragung per Gleichstromtechnik zum Einsatz. Diese Technik ermöglicht es, große Energiemengen relativ verlustarm über weite Strecken zu transportieren. Das Gleichstromnetz wird im Regelfall auf einer Spannungsebene von 525 Kilovolt betrieben.

Von Wechsel- in Gleichstrom und andersherum

Da die Windkraftanlagen selbst allerdings Wechselstrom erzeugen, muss dieser vor der Übertragung in Gleichstrom umgewandelt werden. Hierfür ist ein sogenannter Konverter notwendig. Diese technischen Anlagen befinden sich an den Start- und Endpunkten einer Gleichstromleitung sowie in der Nähe einer Umspannanlage. Über die Umspannanlagen kann überschüssige Energie an den Orten der Stromerzeugung aufgenommen oder in Regionen mit Energiebedarf ausgespeist werden.

Mit seinen Startpunkten im Norden (in Niedersachsen und Schleswig-Holstein) und seinen Endpunkten im Süden (in Nordrhein-Westfalen) leistet Korridor B einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende.

Weiterführende Informationen

Beitrag von Oliver Smith, veröffentlicht am 27. April 2023