Bei Wewelsfleth/Freiburg (Elbe) errichtet Amprion einen Tunnel zur Querung der Elbe. Wie das Bauwerk genehmigt wird, erklärt Judith Flamme im Interview.

JUDITH, DU UNTERSTÜTZT DAS KORRIDOR-B-TEAM ALS GENEHMIGUNGSMANAGERIN. WAS SIND DEINE AUFGABEN?

Zusammen mit Umweltgutachtern und Projektierern bereite ich die Genehmigungsunterlagen für die Elbquerung vor. Seit Herbst 2023 arbeiten wir am Antrag für die Einleitung des Planfeststellungsverfahrens. Darin beschreiben wir, was wir bauen wollen, welche Auswirkungen sich ergeben können und was wir alles untersuchen werden. Im Frühsommer dieses Jahres wollen wir den Antrag auf Planfeststellung einreichen. Danach beginnt die Arbeit an den Genehmigungsunterlagen.

WIE LÄUFT DIE GENEHMIGUNG DER ELBQUERUNG AB?

Die Elbquerung ist als Teil des Vorhabens 48 im Bundesbedarfsplan mit der sogenannten G-Kennzeichnung versehen. Das bedeutet, dass wir auf eine Bundesfachplanung verzichten und direkt ins Planfeststellungsverfahren starten dürfen. Die Querungsmöglichkeiten der Elbe wurden zwischen Cuxhaven und Hamburg bereits intensiv untersucht – denn der Übertragungsnetzbetreiber TenneT wird für sein Projekt SuedLink ebenfalls einen Tunnel bauen. So wissen wir bereits, dass sich der Bereich bei Wewelsfleth/Freiburg (Elbe) am besten für eine Querung eignet. Da unsere Elbquerung unter die sogenannte EU-Notfallverordnung fällt, rechnen wir zudem mit einem deutlich beschleunigten Verfahren.

WELCHE ERLEICHTERUNGEN BRINGT DIE NOTFALLVERORDNUNG?

Die neuen Regelungen erlauben es uns beispielsweise, auf bestehende Daten zurückzugreifen, sodass wir den Bestand an Tieren und Pflanzen im Projektraum nicht mehr neu erfassen müssen. Die Untersuchungen des Baugrunds auf beiden Seiten der Elbe waren hingegen unverzichtbar. Für die technische Planung und den Bau müssen wir den Untergrund genau kennen, damit es in der Bauzeit nicht zu Überraschungen kommt.

INWIEWEIT WIRD DER NATURSCHUTZ IM BESCHLEUNIGTEN VERFAHREN BERÜCKSICHTIGT?

Der Naturschutz spielt auch in einem beschleunigten Verfahren eine wichtige Rolle. Einige Teile der naturschutzfachlichen und artenschutzrechtlichen Prüfung entfallen zwar, gleichzeitig sind wir aber weiterhin dazu verpflichtet, sogenannte Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen sowie Kompensationsmaßnahmen zu planen.

WELCHE AUFGABEN BEREITEN DIR IM PROJEKT AM MEISTEN FREUDE?

Ich mag den Austausch mit den verschiedenen Fachleuten, die an so einem Projekt beteiligt sind. Dazu gehören unter anderem Projektierer, Umweltplaner, Bodenkundler und juristische Fachleute. Zusätzlich habe ich einen Umweltgutachter an meiner Seite. Eigentlich verstehe ich mich als eine Art Dolmetscherin, die Themen für alle verständlich erläutert. Genauso bereiten mir Erörterungs- und Öffentlichkeitstermine viel Spaß. Das gilt auch für den Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern bei unseren Dialogtouren. Ich versetze mich gerne in andere Personen hinein und versuche, ihnen unsere Vorhaben so verständlich wie möglich zu erklären.

Judith Flamme ist seit September 2023 bei Amprion. Mit Tunnelbauprojekten und ihrer Genehmigung kennt sie sich dank ihrer langjährigen Arbeit an der Festen Fehmarnbeltquerung aus.

Weiterführende Informationen

Interview von Hanna Grünheid und Lisa-Shirin Raja, veröffentlicht am 17. April 2024