Collage für Korridor-B-Blog
(c) Amprion

Das Erdkabel

Korridor B wird ab Anfang der 2030er Jahre Energie von der deutschen Nordseeküste ins Ruhrgebiet übertragen – via Erdkabel. Wie diese Kabel aussehen und was es bei der Verlegung zu beachten gilt, weiß Peter Berenzen.

Peter Berenzen im Gespräch

KORRIDOR B WIRD – WIE VOM GESETZGEBER VORGEGEBEN – ALS GLEICHSTROM-ERDKABEL GEPLANT. WIE IST SOLCH EIN KABEL AUFGEBAUT?

Im Inneren des Erdkabels liegt der Kupferkern, der den Strom leitet. Eine aus Kunststoff bestehende Schicht umschließt das Innere des Kabels und sorgt für die Isolation der Spannung. Der sogenannte Kabelschirm beinhaltet Kupferdrähte und Edelstahlröhrchen mit Lichtwellenleitern aus Glasfasern. Er dient zur Abschirmung des elektrischen Feldes, der Ableitung von Fehlerströmen sowie der Überwachung. Über das Monitoring können wir die Temperatur des Kabels kontrollieren sowie gegebenenfalls lokalisieren, wo ein Fehler aufgetreten ist. Ganz außen befindet sich der Kabelmantel, der das Erdkabel vor Feuchtigkeit und anderen äußeren Einflüssen schützt.

WORIN UNTERSCHEIDEN SICH WECHSEL- UND GLEICHSTROMKABEL?

Im Wesentlichen sind sich Wechsel- und Gleichstromkabel ähnlich. Unterschiede bestehen in den verfügbaren Spannungsklassen: 220 Kilovolt und 380 Kilovolt bei Wechselstrom, 320 Kilovolt und 525 Kilovolt bei Gleichstrom. Wechselstromkabel haben außerdem zusätzliche Trennungsschichten im Leiter. Hintergrund ist, dass der Leiter in kleine Segmente unterteilt wird, um dem sogenannten Skin-Effekt entgegenzuwirken. Das bedeutet: Bei der üblichen Frequenz von 50 Hertz wird der Strom im Leiter nach außen gedrängt. Da Gleichstrom ohne Frequenz arbeitet, entfällt dieser Verdrängungsprozess. Das macht die Trennungsschichten überflüssig.

WELCHE LEISTUNG WIRD MIT DEM ERDKABEL ÜBERTRAGEN UND WIE HOCH IST DIE SPANNUNG?

Pro Vorhaben können wir mit unseren 525-Kilovolt-Erdkabeln jeweils zwei Gigawatt Leistung übertragen. Betrachten wir beide Vorhaben zusammen, kommen wir auf eine übertragbare Leistung von insgesamt vier Gigawatt.

WIE VIEL METER KABEL WIRD AMPRION FÜR KORRIDOR B INSGESAMT VERLEGEN?

Erdkabel im Profil mit Beschriftung der einzelnen Komponenten

Das Projekt Korridor B besteht aus zwei Vorhaben, für die wir rund 1.500 Kilometer Kabel bestellen. Der ein oder andere Meter wird – zum Beispiel durch Höhenunterschiede – vermutlich noch hinzukommen.

WIE KOMMEN DIE ERDKABEL ZUR BAUSTELLE?

Für den Transport erarbeiten wir ein umfangreiches Logistikkonzept. Dafür sehen wir uns den Weg von der Fabrik zur Baustelle genau an und visualisieren ihn mit einem 3-D-Tool. So können wir sehen, ob ein Kurvenradius zu klein ist oder Bäume den Weg beengen. Um die riesigen Kabeltrommeln mit Kabelstücken von rund 1,2 Kilometern zu transportieren, setzen wir Schwertransporte ein. Das ist nötig, denn eine Trommel hat einen Durchmesser von etwa vier Metern. Hinzu kommt das Gewicht: Pro Meter wiegen die Kabel 35 bis 40 Kilogramm. Die Trommel und der LKW selbst wiegen ebenfalls eine Menge – zusammengerechnet ungefähr 120 Tonnen, also eine ganz schön schwere Angelegenheit!

WIE WERDEN DIE EINZELNEN KABELSTÜCKE MITEINANDER VERBUNDEN?

Die einzelnen Kabelstücke werden am Ende durch sogenannte Kabelmuffen miteinander verbunden. Diese sind mit einem Stecker vergleichbar. Auf der Baustelle werden in den Muffen die Kabelstücke unter Reinraumbedingungen händisch miteinander verschweißt. Das kleinste Staubkorn könnte für potenzielle Fehlerquellen sorgen.

Peter Berenzen hat Elektrotechnik mit dem Fokus auf Energie studiert. Er ist seit Ende 2019 bei Amprion, im Projekt Korridor B ist er seit Sommer 2022 für (elektro-) technische Fragen zuständig. Er stellt die Verbindung zu den technischen Fachbereichen her und kümmert sich um technische Konzepte.

Interview von Lisa-Shirin Raja und Hanna Grünheid, veröffentlicht am 16. August 2023