Fragen und Antworten

Diese Seite listet überbergreifende Fragen und Antworten zu Korridor B auf. Häufig gestellte Fragen zu einzelnen Themenbereichen sind in eigenen Fragensammlungen zu finden:

- Baugrunduntersuchungen
- Elbquerung

Bedarf

Was ist Korridor B?

Korridor B ist eine Höchstspannungs-Gleichstrom-Verbindung, die voraussichtlich ab Anfang der 2030er Jahre Windstrom von den Küstenregionen in Schleswig-Holstein und dem Norden Niedersachsens nach Nordrhein-Westfalen transportiert. Korridor B besteht aus zwei Vorhaben. Festgeschriebene Anfangs- bzw. Endpunkte, sogenannte Netzverknüpfungspunkte, an denen unsere Gleichstrom-Verbindungen an die Wechselstrom-Übertragungsnetze angebunden werden, sind für das Vorhaben Nr. 48 Heide/West in Schleswig-Holstein und Polsum in Nordrhein-Westfalen (NRW). Vorhaben Nr. 49 verbindet die Netzverknüpfungspunkte Wilhelmshaven in Niedersachsen und Hamm in NRW. Pro Vorhaben transportieren die Erdkabel 2 Gigawatt (GW) Strom. Mit einer Übertragungskapazität von insgesamt 4 GW ist Korridor B ein zentraler Baustein der Energiewende.

Zudem hat der Gesetzgeber Amprion damit beauftragt, zusätzliche Kabelleerrohre zu verlegen. Hierdurch lassen sich bei Bedarf weitere Gleichstrom-Erdkabel einziehen, mit denen sich die Leitungskapazität der Trasse von derzeit 4 GW auf bis zu 8 GW ausbauen lässt.

Warum ist Korridor B notwendig?

Im Zuge der Energiewende werden Atom- und Kohlekraftwerke abgeschaltet, Strom produziert Deutschland stattdessen u. a. mit Windkraftanlagen an der Küste und auf dem Meer. Um diesen produzierten Strom von der Küste und dem Meer Richtung Lastzentren zu transportieren, sind Gleichstromverbindungen wie Korridor B notwendig. Sie sorgen für einen Stromausgleich zwischen dem Norden und dem Westen Deutschlands. Für die Übertragung größerer Strommengen fehlen bislang die Kapazitäten in den Stromnetzen.

Korridor B entlastet das stark beanspruchte Wechselstromnetz und leistet damit einen wichtigen Beitrag zu einer gelungenen Energiewende.

Was würde passieren, wenn Korridor B nicht gebaut wird?

Ohne Korridor B entstünden enorme Engpässe im Höchstspannungsnetz (380 Kilovolt) in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Zudem könnte ohne Korridor B nicht so viel Windenergie in das deutsche Stromnetz aufgenommen werden, wie es energiewirtschaftlich sinnvoll ist. Die Folgen wären ein instabiles Übertragungsnetz und höhere Kosten für Privathaushalte und Wirtschaft.

Welchen Zeitplan hat Korridor B?

Zwischen September 2022 und Februar 2023 hat Amprion abschnittsweise die Anträge auf Bundesfachplanung bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) als zuständiger Genehmigungsbehörde eingereicht. Wenn die Entscheidung über den Verlauf des 1.000 Meter breiten Vorschlagstrassenkorridors als Ergebnis der Bundesfachplanung gefallen ist, wird Amprion die Planfeststellung beantragen. In diesem zweiten Genehmigungsverfahren legt die BNetzA den exakten Verlauf der Erdkabeltrasse innerhalb des 1.000 Meter breiten Korridors fest. Die Inbetriebnahme von Korridor B ist nach drei- bis vierjähriger Bauzeit für Anfang der 2030er Jahre geplant.

In welchem Umfang wird die Öffentlichkeit vor der Bundesfachplanung eingebunden?

Bevor Amprion im September 2022 die Bundesfachplanung für die ersten Abschnitte beantragt hat, fanden informelle Informations- und Konsultationsformate für Träger öffentlicher Belange und die Öffentlichkeit statt.

Wie teuer ist die Leitung und wer finanziert das Vorhaben?

Genaue Angaben zu den Kosten können erst gemacht werden, wenn die detaillierte Trassenführung und die exakte Länge der Leitungen bekannt sind. Die Kosten werden über die Netzentgelte an die deutschen Stromverbraucherinnen und Stromverbraucher weitergegeben.

Gesetzliche Grundlagen

Warum ist Amprion der alleinige Vorhabenträger?

Amprion hat nach einer Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes im Juli 2021 die alleinige Vorhabenträgerschaft für Korridor B übernommen. Laut Gesetz ist derjenige Übertragungsnetzbetreiber für die Realisierung eines Leitungsbauprojektes der Höchstspannung-Gleichstrom-Übertragung zuständig, in dessen Bereich der südliche Netzverknüpfungspunkt (Anbindung an das Wechselstrom-Übertragungsnetz) liegt. Die Netzverknüpfungspunkte in Hamm und Polsum liegen in der von Amprion verantworteten Regelzone.

Welches Gesetz gibt den Netzausbau bzw. Korridor B vor?

Das Projekt Korridor B ist als Vorhaben mit den Nummern 48 und 49 im  Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG) verankert. Im Bundesbedarfsplan sind alle Projekte aufgeführt, für die der Deutsche Bundestag die energiewirtschaftliche Notwendigkeit und den vordringlichen Bedarf zur Gewährleistung eines sicheren und zuverlässigen Netzbetriebs festgestellt hat. Zur Umsetzung dieser Projekte sind die Übertragungsnetzbetreiber verpflichtet. Der Bundesbedarfsplan basiert auf dem Netzentwicklungsplan, der von den Netzbetreibern entwickelt und unter Beteiligung der Öffentlichkeit von der Bundesnetzagentur geprüft und bestätigt wird. Gesetzlich festgeschrieben sind nur die Anfangs- und Endpunkte der geplanten Leitungen (Netzverknüpfungspunkte) sowie die zwei Punkte, an denen die Elbe gequert werden soll, nicht aber die konkrete Streckenführung.

Die notwendigen Schritte des Genehmigungsverfahrens (Bundesfachplanung und Planfeststellungsverfahren) sind im  Netzausbaubeschleunigungsgesetz (NABEG) geregelt.

Warum wird Korridor B als Erdkabel geplant? Könnte Amprion Korridor B im Ganzen oder teilweise auch als Freileitung umsetzen?

Der Gesetzgeber hat aufgrund der höheren Akzeptanz bei der Bevölkerung den Erdkabelvorrang für Gleichstromverbindungen im Bundesbedarfsplangesetz festgeschrieben. Eine Freileitung kommt nur in Ausnahmefällen in Betracht. Da es sich bei Korridor B um Gleichstromverbindungen handelt, plant Amprion eine Vollverkabelung der gesamten Strecke.

Trassenverlauf

Wie lang könnte die Gleichstromverbindung Korridor B werden?

Gemessen an der Luftlinie zwischen den Netzverknüpfungspunkten ist die Verbindung zwischen Heide/West und Polsum nach derzeitigem Planungsstand rund 440 Kilometer lang. Die Entfernung der Netzverknüpfungspunkte Wilhelmshaven und Hamm beträgt rund 270 Kilometer. Genauer kann die Länge der Verbindungen frühestens benannt werden, wenn Amprion den Vorschlagstrassenkorridor mit dem Antrag auf Bundesfachplanung bei der Bundesnetzagentur eingereicht hat.

Wie wurde der Vorschlagstrassenkorridor gefunden?

Amprion leitet aus den relevanten Gesetzen wie dem Netzausbaubeschleunigungsgesetz Übertragungsnetz (NABEG), dem Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG), dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) oder dem Raumordnungsgesetz (ROG) Planungsgrundsätze ab. Auf Grundlage dieser Grundsätze wurden innerhalb eines großzügig abgegrenzten strukturierten Untersuchungsraums möglichst raumverträgliche Korridorverläufe ermittelt. Als Ergebnis der anschließenden Korridoranalyse und des Korridorvergleichs wurde der sogenannte Vorschlagskorridor gefunden.

Den Weg zum Vorschlagstrassenkorridor im Erklärfilm ansehen.

Wie wird der Strom nach der Übertragung in Hamm und Polsum weiterverteilt?

Nachdem der Gleichstrom durch die Konverterstationen in Wechselstrom umgewandelt wurde, wird er zu den Umspannanlagen an den im Gesetz festgelegten Netzverknüpfungspunkten transportiert. In den Umspannanlagen wird der Strom dann vom Übertragungsnetz (380-Kilovolt-Ebene) in das Verteilnetz (110-Kilovolt-Ebene) gespeist. Über das Verteilnetz wird der Strom daraufhin in die Städte und Kommunen transportiert.

Was ist eine Stammstrecke und warum wird eine sogenannte Stammstreckenführung angestrebt?

Eine Stammstrecke ist im Fall von Korridor B die parallele Führung der beiden Vorhaben (48 und 49) über eine noch zu ermittelnde Länge in einem gemeinsamen Arbeitsstreifen. Der Gesetzgeber hat eine Kreuzung der Vorhaben Nr. 48 und Nr. 49 durch die Lage (und Verbindung) der Netzverknüpfungspunkte (NVP) vorgegeben. Sie ermöglicht eine Überlagerung der jeweiligen Untersuchungsräume. Eine Stammstreckenführung beider Vorhaben ist ausdrücklicher Wunsch des Gesetzgebers (siehe Begründung zum BBPlG). Als Vorhabenträger berücksichtigt Amprion diesen Wunsch in der Planung.

Insgesamt hat eine parallele Führung mehrere Vorteile:

  • Synergieeffekte im Genehmigungsprozess, beim Bau und im Betrieb
  • Weniger Flächenbedarf im Bereich der Stammstrecke
  • Geringerer Umwelteingriff und weniger betroffene Eigentümer
  • Baustellentätigkeit an einem Ort

Konverter

Ist an den Netzverknüpfungspunkten Wilhelmshaven, Heide/West, Polsum und Hamm der Bau von Konvertern notwendig?

Ja. Um die Gleichstromverbindung Korridor B an das bestehende 380-Kilovolt-Wechselspannungsnetz anzuschließen, benötigt Amprion an allen Netzverknüpfungspunkten Konverter. Diese wandeln den eingehenden Gleichstrom in Wechselstrom um und umgekehrt.

Gibt es schon festgelegte Standorte für die Konverter? Wie erfolgt die Standortsuche?

Derzeit gibt es noch keine festgelegten Standorte. Die jeweilige Standortsuche erfolgt durch Fachgutachten, die unter Berücksichtigung von technischen, umweltfachlichen und raumplanerischen Aspekten Flächen in einem 5-Kilometer-Umkreis um die Netzverknüpfungspunkte identifizieren und abwägen, welche Flächen sich am besten eigenen. Darüber hinaus steht Amprion in engem Kontakt zu den entsprechenden Kommunen, um jeweils einen Standort zu identifizieren, der auch die Belange der Kommune berücksichtigt.

Technische Aspekte

Was ist der Unterschied zwischen Gleichstrom und Wechselstrom?

Gleichstrom fließt ständig in dieselbe Richtung: vom Minuspol zum Pluspol. Darin unterscheidet er sich vom Wechselstrom, der seine Flussrichtung in gleichmäßigen Zeitabständen mit einer Frequenz von 50 Hertz wechselt. Der Wechselstrom hat sich weltweit für die flächendeckende Stromversorgung durchgesetzt, da er deutlich einfacher von einer höheren auf eine niedrigere Spannungsebene transformiert werden kann und umgekehrt. Das passiert im Wesentlichen mit Hilfe von Transformatoren in Umspannanlagen, in denen die Leitungen aus unterschiedlichen Spannungsebenen zusammenlaufen.

Gleichstrom eignet sich aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften besser für den Transport großer Energiemengen über weite Entfernungen, da die Verluste dabei deutlich geringer ausfallen als in der Wechselstromtechnik. Eine Blindleistungskompensation entlang der Kabelstrecke ist auch bei großen Entfernungen nicht notwendig – im Gegensatz zur Kabelnutzung bei der Wechselstromtechnik.

Warum ist Korridor B in Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungstechnik geplant?

Gleichstromverbindungen eignen sich ideal, um große Energiemengen verlustarm und zielgerichtet über weite Entfernungen zu transportieren. Mit ihnen verbindet Amprion von Punkt zu Punkt Orte, an denen viel Windenergie zur Verfügung steht, mit Gebieten, die einen hohen Bedarf an elektrischer Energie aufweisen. Mit den Gleichstromverbindungen entlastet Amprion das bestehende Wechselstromnetz und reduzieren dort mögliche Netzengpässe.

Gibt es technische Unterschiede zwischen einem Wechselstrom- und einem Gleichstromerdkabel?

Prinzipiell sind beide Kabel gleich aufgebaut. Nur bei der Art der Isolierung gibt es Unterschiede.

Welche Erfahrungen hat Amprion mit Erdkabeln?

Der belgische Übertragungsnetzbetreiber Elia und Amprion haben im November 2020 die erste direkte Stromverbindung zwischen Deutschland und Belgien in Betrieb genommen. Die Leitung nutzt die Technik der Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragung und wurde als Erdkabel verbaut.

Zudem befinden sich das Übertragungsprojekt A-Nord und die Offshore-Anbindungssysteme DolWin 4 und BorWin 4 in einer fortgeschrittenen Planungsphase.

Wie lang ist die Betriebsdauer eines Erdkabels? Muss Amprion das Erdkabel innerhalb der Betriebslaufzeit erneut freilegen?

Amprion rechnet mit einer Betriebsdauer von mindestens 40 Jahren, wahrscheinlich auch darüber hinaus. Wartungs- und Reparaturarbeiten sind nicht auszuschließen – dafür müssten die Kabelsysteme ggf. auf Teilabschnitten freigelegt werden.

Welche Leistung wird mit dem Kabel übertragen und wie hoch ist die Spannung?

Mit beiden Vorhaben können insgesamt 4 Gigawatt (GW) – je Vorhaben 2 GW – Leistung übertragen werden. Das entspricht ungefähr dem Bedarf von vier bis fünf Millionen Haushalten. Die Nenngleichspannung des Konverters und damit der Kabel beträgt 525 Kilovolt (kV). Gegenüber herkömmlichen 380-kV-Kabeln bietet das den Vorteil, dass die Kabel bei gleicher Stromstärke mehr Leistung übertragen können. Da die Übertragungsverluste maßgeblich von der Stromstärke abhängen, verbessert sich somit das Verhältnis von Transport- und Verlustleistung.

Wie hoch sind die Kosten für eine Erdverkabelung?

Für die Planung, Genehmigung und den Bau eines Erdkabels rechnet Amprion mit ca. sechs bis sieben Millionen Euro pro Kilometer.

Bauliche Umsetzung der Trasse

Wie viele Stromkabel kommen in die Erde?

Derzeit plant Amprion, pro Vorhaben zwei Erdkabel nebeneinander in einem Kabelgraben zu verlegen. Dabei werden in einem ersten Arbeitsschritt sogenannte Kabelschutzrohre verlegt, in die in einem folgenden Arbeitsschritt die Erdkabel eingezogen werden. Wie vom Gesetzgeber im Juli 2022 final beschlossen, verlegt Amprion zusätzlich zu dem beschriebenen Kabelsystem in einem zweiten, parallelen Graben drei Kabelleerrohre. Diese können einer Installation von zukünftigen Kabelanlagen dienen.

Wie tief liegen die Kabel im Boden?

Bei offener Bauweise liegen die Kabel etwa 1,40 bis 1,80 Meter tief. Bei Querungen von Infrastrukturen wie Straßen, Gewässern und Bahnlinien wird die Tiefe individuell bestimmt und kann daher deutlich abweichen. Diese sind dann abhängig vom jeweils gewählten Bauverfahren, das in den noch folgenden Planungsschritten auf die örtlichen Gegebenheiten anzupassen ist.

Welche Größe bzw. welchen Durchmesser haben die Kabel bzw. Kabelschutzrohre?

Die Durchmesser der Kabel variieren je nach Hersteller. Nach derzeitigem Planungsstand werden die Erdkabel mit einem Durchmesser von ca. 15 Zentimetern abgeschätzt, die Kabelschutzrohre haben im Regelfall bei offener Bauweise einen Innendurchmesser von rund 25 Zentimetern. Bei der geschlossenen Bauweise wird je nach Länge der Rohrdurchmesser im Einzelfall bestimmt.

Wie werden die Erdkabel verlegt?

Bei Amprion wird standardmäßig die offene Bauweise für die Verlegung von Erdkabeln eingesetzt. Sie bietet den größten Gestaltungsspielraum beim Bau, um flexibel auf die örtlichen Anforderungen reagieren zu können. Zudem ist sie deutlich effizienter in Bezug auf Zeit und Kosten und damit meist die wirtschaftlichste Lösung. Daher setzen auch andere Netzbetreiber vornehmlich auf die offene Bauweise.

Wann muss Amprion alternative Bautechniken anwenden?

Erdkabel können in verschiedenen Techniken verlegt werden. Die Standardbauweise bei Amprion ist die Verlegung im offenen Kabelgraben. Ob offen oder geschlossen gebaut wird, ist u. a. abhängig von den jeweiligen Boden- und Grundwasserverhältnissen sowie den landschaftlichen Gegebenheiten – wenn etwa lineare Infrastrukturen wie Flüsse oder Autobahnen gekreuzt werden müssen. Darüber hinaus werden bei der Wahl des Bauverfahrens immer umweltrechtliche Aspekte berücksichtigt. Welches das geeignete Bauverfahren ist, prüft Amprion im Zuge des Planfeststellungsverfahrens.

Welche geschlossenen Verfahren stehen zur Verfügung?

Die Wahl des Bauverfahrens hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, etwa den Bodenverhältnissen oder der Länge der Querung. Zu den geschlossenen Bauverfahren gehören u. a. das sogenannte HDD-Verfahren (Horizontal Directional Drilling bzw. Spülbohrverfahren), der Pilotrohrvortrieb sowie der Tunnel- und Mikrotunnelbau. Welches Verfahren zur Anwendung kommt, wird im Rahmen der Planfeststellung und Ausführungsplanung bestimmt und hängt von den örtlichen Gegebenheiten sowie den Einsatzgrenzen und Ausführungsrisiken der zur Verfügung stehenden Bauverfahren ab.

Welches Bettungsmaterial kommt für die Kabelanlage zum Einsatz?

Die Wahl des Bettungsmaterials ist eine Einzelfallentscheidung. In vielen Fällen handelt es sich dabei um einen zeitweise fließfähigen Verfüllbaustoff, den sogenannten Flüssigboden. Dafür reichert Amprion den vorhandenen Erdaushub oder geeignete fremde Böden mit geringen Anteilen natürlicher Stoffe an, um eine spatenfeste Konsistenz und eine ideale Wärmeleitfähigkeit zu erreichen. Alternativ können auch Sande mit einer speziellen Körnung als Bettung dienen – beispielsweise Quarzsand.

Wieso werden im Bereich der Stammstrecke die beiden Vorhaben in mehreren Kabelgräben verlegt?

Die Erdkabel werden im Bereich der Stammstrecke in mehreren separaten Gräben verlegt, um im Störfall nicht alle Verbindungen zugleich für eine Reparatur abschalten zu müssen. Zumindest eine Verbindung der Leitung kann weiterhin Strom transportieren. Aus bautechnischer (und umweltfachlicher) Sicht hat die Parallelführung der einzelnen Kabelgräben in einem gemeinsamen Arbeitsstreifen einige Vorteile. Diese betreffen u. a. die Baulogistik, die Flächeninanspruchnahme und damit ggf. eine Eingriffsminimierung.

Werden Schutzrohre verbaut? Kann das Erdkabel nachträglich ausgetauscht werden?

Die derzeitige Planung sieht weitestgehend eine Kabelschutzrohranlage vor. Dadurch ist grundsätzlich ein Austausch der Kabel möglich, ohne die Leitung auf der gesamten Strecke wieder ausgraben zu müssen.

Was passiert, wenn an der Leitung ein Fehler vorkommt?

Dann wird die betroffene Ader zunächst außer Betrieb genommen und der Fehler geortet. Im Zuge der Reparaturarbeiten bleibt das betroffene System abgeschaltet. Kleinere Fehlerstellen am Außenmantel des Kabels kann Amprion mit einer sogenannten Reparaturmuffe ausbessern. Ist das Kabel beschädigt, ersetzt Amprion üblicherweise etwa 15 Meter lange Kabelstücke. Längere Kabelstücke müssen nur selten ausgetauscht werden.

Ist es möglich, die Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungs-Trasse mit einer Mittelspannungstrasse zu kreuzen?

Eine Kreuzung bzw. Überspannung mit einer Freileitungstrasse ist grundsätzlich nicht ausgeschlossen, muss aber planerisch im Einzelfall abgestimmt werden. Die Kabeltrasse wird einschließlich des dazugehörigen Schutzstreifens dinglich gesichert. Letzterer selbst ist von jeglicher Form von Bebauung oder beispielsweise tiefwurzelnden Gehölzen frei zu halten.

Muss ein Mindestabstand zu Wohnbebauung oder zu anderer Bebauung eingehalten werden?

Unser Ziel ist es, einen größtmöglichen Abstand zu Wohnbebauungen oder anderen Bebauungen einzuhalten. Diese dürfen quasi unmittelbar am Schutzstreifen (ca. 30 Meter [Einzelvorhaben] bis ca. 60 Meter [Stammstrecke]) angrenzen.

Mit welcher Bauzeit muss ich bei mir vor Ort rechnen?

Das ist abhängig von vielen verschiedenen Faktoren, u. a. den örtlichen Bodenverhältnissen, den Witterungsbedingungen, dem Grundwasser, bauzeitlichen Vorgaben aus dem Naturschutz, Anzahl und Umfang der zu querenden Hindernisse und von der vorhandenen Infrastruktur (Zuwegungen, Baustraße etc.). Darüber hinaus spielt die Länge des Abschnitts eine Rolle, ebenso wie die gewählte Bauweise. Da Amprion zunächst nur die Schutzrohre in die dafür zuvor auszuhebenden Gräben legt und die Kabel zu einem späteren Zeitpunkt einziehen, werden die Gräben schnellstmöglich wieder verfüllt. Nur die Stellen, an denen die einzelnen Kabelstücke über Muffen verbunden sind, bleiben über mehrere Wochen offen.

Wird es Bauzeitenregelungen geben?

Es wird in den verschiedenen Bereichen unterschiedlich begründete Bauzeitenregelungen geben. Diese sind abhängig von verschiedenen Faktoren wie z. B. den Brutzeiten von Vögeln. Genauso können die Witterungsbedingungen eine Anpassung der Arbeiten und damit der Bauzeit erfordern. Amprion wird potentiell sensible Bereiche identifizieren und diese im Rahmen der Bauzeitenpläne berücksichtigen.

Was konkret bedeutet bodenschonende Bauweise?

Um den baulichen Eingriff zur Herstellung der Kabelanlage so bodenschonend wie möglich zu gestalten, berücksichtigt Amprion die folgenden Schritte:

  • Bereits im Rahmen der Planung wird ein Bodenschutzkonzept erstellt und das Schutzgut Boden im Rahmen der Planfeststellungsunterlagen explizit mit betrachtet.
    Dieses Konzept beinhaltet an die örtlichen Verhältnisse angepasste Maßnahmen und Handlungsempfehlungen zum Bodenschutz. Dessen Einhaltung wird im Rahmen der späteren bodenkundlichen Baubegleitung überwacht.
  • Schonender Abtrag des Oberbodens und Lagerung der Bodenmieten mit maximal drei Metern Höhe
  • Trennung der Bodenschichten und deren Lagerung in separaten Bodenmieten (nach Vorgaben und Beurteilung der bodenkundlichen Baubegleitung).
  • Befahrung der Trasse mit Radfahrzeugen nur über eine temporäre Baustraße
  • Bodenkundliche Baubegleitung durch einen bodenkundlichen Fachexperten (vor Ort) während der Bauausführung
  • An die örtlichen Gegebenheiten angepasste Rekultivierung nach Bauausführung
Unser Ziel: Nach Abschluss der Baumaßnahme sollen die zuvor landschaftlich genutzten Flächen wieder möglichst uneingeschränkt zur Verfügung stehen und die Bodenfunktionen wiederhergestellt sein.

Wie wird die bodenkundliche Baubegleitung bei Korridor B aussehen?

Sachverständige Bodenkundler werden bei wichtigen Bodenarbeiten während der Bauausführung anwesend sein. Sie sorgen für die Einhaltung des Bodenschutzkonzeptes auf der Baustelle und dokumentieren die bodenkundlich relevanten ausgeführten Arbeiten. In ihren Aufgabenbereich fallen außerdem die Beurteilung der Bodenfeuchte sowie die Empfehlung von Schutzmaßnahmen. Die bodenkundliche Baubegleitung fungiert außerdem als Schnittstelle zu landwirtschaftlichen Vertretern und anderen Interessengruppen.

Werden heimische bzw. ortsansässige Unternehmen für den Bau der Trasse beauftragt oder wird dies durch ein zentrales Unternehmen durchgeführt?

Dies kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sicher beantwortet werden. Üblicherweise sind im Bereich Kabeltiefbau überwiegend mittelständische Unternehmen mit Sitz in Deutschland vertreten.

Auswirkungen auf Mensch, Natur und Umwelt

Welchen Einfluss hat das Erdkabel auf den Boden und die Vegetation?

Unsere bodenkundlichen Experten haben bereits bei zahlreichen Erdkabeltrassen (z. B. ALEGrO, Legden und Borken) Erfahrungen gesammelt. Sie lassen erwarten, dass es nicht zu über die Bauzeit hinausgehenden Ertragsausfällen und wesentlichen Bodenveränderungen kommen wird. Ziel des projektspezifischen Bodenschutzkonzeptes sind der schonende Umgang mit dem Schutzgut Boden während der Bauausführung und die möglichst uneingeschränkte Nutzung der vorwiegend landwirtschaftlichen Flächen nach der Baumaßnahme. Den Erfolg dieser bodenschonenden Bauweise bestätigen ertragskundliche Messungen verschiedener gängiger landwirtschaftlicher Kulturen auf Erdkabeltrassen. Insgesamt verdeutlichen die Versuche, dass ein Anbau von regulären Feldfrüchten im Bereich der Erdkabeltrassen ohne Einschränkungen möglich ist, solange die Pflanzen durch ihr Wurzelwerk und dessen Struktur die Schutzrohranlage nicht gefährden. Durch die bisherigen Erhebungen ergaben sich keine Hinweise auf dauerhafte Ertragssteigerungen oder -einbußen.

Bezüglich der von Landwirten häufig befürchteten Bodenerwärmung durch Erdkabel zeigen die bisherigen Ergebnisse aus unseren Felduntersuchungen, dass die Temperatur oberhalb und seitlich der Kabel schnell abnimmt und in den oberen Bodenschichten auch bei dauerhafter maximaler Auslastung kaum Temperaturunterschiede zu messen sind. Die jahreszeitlichen und wetterbedingten Temperaturschwankungen beeinflussen die Bodenschichten deutlich stärker als die Wärmeemissionen des Erdkabels. Durch die Verwendung von geeigneten Bettungsmaterialien wie sogenanntem Flüssigboden findet zudem eine ideale Wärmeableitung statt. Auch betriebsbedingte Änderungen der Bodenfeuchte über dem Erdkabel können nach derzeitigem Stand ausgeschlossen werden.

Gibt es gesetzliche Richtlinien für den Gesundheitsschutz beim Betrieb einer Stromleitung?

Der Gesetzgeber legt mit der 26. Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetzes (26. BImSchV) Grenzwerte fest, die die Bevölkerung ausreichend vor schädlichen Umwelteinwirkungen schützen sollen. Mit Korridor B halten wir den Grenzwert für das statisch magnetische Feld von 500 Mikrotesla ein und unterschreiten ihn deutlich. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens ist Amprion als Netzbetreiber verpflichtet, die Einhaltung der Anforderungen der 26. BImSchV nachzuweisen.

Welche Felder treten bei der Gleichstromtechnik auf? Wo liegen die Grenzwerte für den Gesundheitsschutz?

Wegen der schirmenden Eigenschaften des Kabelmantels eines Erdkabels und des umgebenden Erdreichs treten an der Erdoberfläche bei Erdkabeltrassen keine elektrischen Felder mehr auf; diese sind daher nicht zu betrachten. Magnetische Felder treten in Abhängigkeit von den Schwankungen im Stromfluss (durch Einspeisung und Last) in unterschiedlicher Stärke auf. Der Grenzwert für statische Magnetfelder beträgt gemäß Anhang 1 der 26. Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetzes (26. BImSchV) 500 Mikrotesla.

Verdoppeln sich bei der Stammstrecke die Immissionen?

Die Immissionen oberhalb der Kabel bleiben im Falle des Regelgrabens nahezu gleich. Das ist unabhängig davon, ob ein einzelnes System verlegt ist oder die Parallelführung beider Systeme vorliegt. Bereits direkt oberhalb der Erdkabel werden die in der 26. Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetzes (26. BImSchV) aufgeführten Grenzwerte für das magnetische Gleichfeld deutlich unterschritten.

Kann das GPS landwirtschaftlicher Maschinen durch das Magnetfeld des Kabels beeinträchtigt werden?

Eine Beeinträchtigung des GPS landwirtschaftlicher Maschinen durch die Kabeltrasse ist nicht zu erwarten.

Wird es nach Abschluss der Baumaßnahme zu Einbußen bei den landwirtschaftlichen Erträgen kommen?

Insgesamt verdeutlichen unsere Untersuchungen, dass ein Anbau von regulären Feldfrüchten im Bereich der Erdkabeltrassen ohne weitere Einschränkungen möglich ist, solange die Pflanzen durch ihr Wurzelwerk und dessen Struktur die Schutzrohranlage nicht gefährden. Durch die bisherigen Erhebungen ergaben sich keine Hinweise auf mögliche dauerhafte Ertragssteigerungen oder -einbußen.

Wie wird mit eventuell doch auftretenden Ertragseinbußen umgegangen?

Amprion strebt den Abschluss einer Rahmenregelung mit den betroffenen Landwirtschaftsverbänden als Interessenvertreter der überwiegend von der Leitung betroffenen Land- und Forstwirte an. Der Umgang mit Ertragsausfällen oder Einschränkungen in der landwirtschaftlichen Nutzung würde über eine solche Rahmenvereinbarung zwischen den zuständigen Landwirtschaftsverbänden und Amprion geregelt, sofern die jeweiligen Eigentümer die Rahmenregelung akzeptieren. Auf dieser Grundlage werden dann anhand der tatsächlichen Betroffenheit jegliche wirtschaftlichen Nachteile infolge der Baumaßnahme entschädigt.

Welche Entschädigungszahlungen gibt es? Wie werden sie berechnet und wieso wird nur einmalig entschädigt?

Amprion ist als reguliertes Unternehmen in Entschädigungsfragen an den gesetzlichen Rahmen gebunden, den der Gesetzgeber 2019 erneut bestätigt und konkretisiert hat. Danach erhält der Eigentümer einer Fläche eine einmalige Entschädigung für die Eintragung der Dienstbarkeit. Wie hoch die Entschädigung ist, hängt davon ab, wie viel Fläche Amprion in Anspruch nimmt und wie hoch der jeweilige Bodenverkehrswert ist. Zusätzlich kann der Eigentümer einen sogenannten Beschleunigungszuschlag bei Unterschrift erhalten, sofern er das finale Angebot von Amprion innerhalb einer bestimmten Frist annimmt.

Pächter bzw. Bewirtschafter einer landwirtschaftlichen Fläche erhalten eine Entschädigung für die durch den Leitungsbau verursachten Flur- und Aufwuchsschäden.

Kann ich das Geld auch in mehreren Einzelzahlungen erhalten?

Auch hier hält sich Amprion an die gesetzliche Grundlage (siehe  NABEG-Novelle 2019). Diese sieht grundsätzlich vor, dass die Dienstbarkeitsentschädigung einmalig berechnet und nach der Eintragung im Grundbuch ausbezahlt wird. Ebenfalls ist hier die Möglichkeit vorgesehen, dass die Entschädigungssumme ab einer gesetzlich festgelegten Höhe in bis zu drei Raten ausbezahlt werden kann. Die Entschädigungssumme bleibt hierbei unverändert.

Wann plant Amprion Informationsangebote für Eigentümer von Grundstücken in der vorgesehenen Trasse für Korridor B?

Wenn die betroffenen Flurstücke feststehen oder wenn Voruntersuchungen auf den Flächen notwendig sind, nimmt Amprion Kontakt mit Grundstückseigentümern und Landwirten auf.