Collage für Korridor-B-Blog
(c) Amprion

Grundlagen der Netzplanung Teil 1

Alles beginnt mit dem Szenariorahmen

Woher wissen Übertragungsnetzbetreiber wie Amprion, welche Höchstspannungsleitungen sie planen und bauen sollen? Zuerst fragen sie sich, wie die Energiewelt in zehn bis 15 Jahren aussieht. Teil 1 unserer Serie zu Grundlagen der Netzplanung.

Deutschland will klimaneutral werden und setzt auf Strom aus erneuerbaren Energien. So weit, so klar. Doch wie viel Strom braucht die Wirtschaft künftig, wenn sie klimaneutral produzieren will? Wie viele Elektroautos wollen geladen werden? Und wo werden Wind- und Solarstrom erzeugt? Von den Antworten hängt ab, wie stark die Stromnetze auszubauen sind – und damit auch irgendwann, welche Höchstspannungsleitungen Übertragungsnetzbetreiber wie Amprion planen und bauen.

Von der Planung zum Bau der Leitung

Grafik, die die Schritte zur Reslisierung eines Leitungsbauvorhabenswie Korridor B abbildet

In unserer Serie zu Grundlagen der Netzplanung stellen wir alle aufgeführten Schritte vor.

Blick in die Energiewelt der Zukunft

Grundlage jeder Netzplanung ist deshalb der Blick in die Energiewelt der Zukunft. Genauer: in die kommenden zehn bis 15 Jahre. Wir nutzen dafür keine Glaskugel, sondern setzen auf Szenarien und Modelle. Mit ihrer Hilfe schätzen wir unter anderem ab, wie sich der Strombedarf über die Jahre entwickeln wird. Der Gesetzgeber hat die Übertragungsnetzbetreiber verpflichtet, die möglichen Entwicklungspfade im sogenannten Szenariorahmen zu beschreiben – und ihn alle zwei Jahre zu aktualisieren.

Schritte zum Szenariorahmen

Energieverteilung in Deutschland 2030

Energieverteilung in Deutschland 2030
Fuchsia: Defizit, Blau: Überschuss

Die vier Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, TenneT, TransnetBW und Amprion erarbeiten den Szenariorahmen gemeinsam. Dieser wird von der Bundesnetzagentur genehmigt und bildet die Grundlage für den sogenannten Netzentwicklungsplan, der konkrete Ausbauprojekte benennt. In der Konsultationsphase können alle Bürgerinnen und Bürger den Entwurf des Szenariorahmens einsehen und kommentieren. Stellungnahmen der Öffentlichkeit werden bei der Prüfung durch die Bundesnetzagentur berücksichtigt.

Worum geht es bei den Szenarien?

Um alle möglichen Entwicklungspfade umfassend abbilden zu können, besteht der Szenariorahmen aus mindestens drei Szenarien. Diese basieren auf unterschiedlichen Annahmen und beschreiben, wie sich Stromerzeugung und -nachfrage entwickeln können. Für eines der drei Szenarien erstellen die Übertragungsnetzbetreiber zudem gemeinsam einen weiteren Ausblick, der die voraussichtliche Entwicklung in den nächsten 15 bis 20 Jahren abbildet (Langzeitszenario).

Szenario A (konservatives Szenario)

Szenario A fußt bewusst auf konservativen Annahmen: Es beschreibt ein zukünftiges Energiesystem, in dem es zum Beispiel Restriktionen beim weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland gibt. Die Folge wären geringere Zuwächse bei der Stromerzeugung, ein geringeres Tempo bei der Elektrifizierung von Endanwendungen (Wärmeerzeugung durch Strom, Elektromobilität etc.) und ein geringerer Netzausbaubedarf.

Szenario B (mittleres Szenario)

Szenario B beschreibt ein Energiesystem, in dem grüner Strom weit über die heutigen Anwendungsgebiete hinaus zum Einsatz kommt und so beispielsweise auch im Schwerlastverkehr und in industriellen Wärmeprozessen eine zentrale Rolle spielt. Der Ausbau von Wasserstoff-Technologien („Power to Gas“) spielt eine stärkere Rolle.

Szenario C (innovatives Szenario)

Szenario C basiert bewusst auf progressiven Annahmen: Es geht unter anderem von einem sehr hohen Grad der Elektrifizierung unter anderem für die Elektromobilität aus. Die Umsetzung erfolgt deutlich schneller als in den anderen Szenarien.

Was auf die Szenariorahmen folgt? Der Netzentwicklungsplan. Mehr dazu gibt es im nächsten Teil unserer Serie zu den Grundlagen der Netzplanung zu lesen.

Weiterführende Informationen:

Beitrag von Oliver Smith, veröffentlicht am 23. Juni 2022