Collage für Korridor-B-Blog
(c) Amprion

Bodenschutz

Den Boden im Blick

Bei allen Erdkabelprojekten legt Amprion besonderen Wert auf den Bodenschutz. Im Korridor-B-Team kümmert sich Geowissenschaftlerin Maja von Wrangel um dieses Thema.

Maja von Wrangel im Gespräch

WARUM SPIELT DER BODENSCHUTZ BEI DER VERLEGUNG VON ERDKABELN SO EINE WICHTIGE ROLLE FÜR AMPRION?

Der Boden ist eine wichtige Lebensgrundlage für Menschen, Tiere, Pflanzen und weitere Organismen. Daher ist es unabdingbar, über alle Phasen hinweg sicherzustellen, dass wir die natürlichen Funktionen des Schutzgutes Boden bewahren oder wiederherstellen. Schon in der Planung sind wir uns unserer Verantwortung bewusst, in der Bauphase setzen wir ein Schutzkonzept um und auch nach Abschluss der Arbeiten führen wir die Maßnahmen fort.

WAS LEISTET EIN BODENSCHUTZKONZEPT?

Unter anderem enthält es einen Plan, der flächenspezifische Schutzmaßnahmen vorgibt. Dabei unterstützt uns ein externer Gutachter. Als Bodenkundler erstellt er den Plan auf Basis von Bodenkarten und den Ergebnissen der Baugrunduntersuchungen. Dass die Maßnahmen eingehalten werden, stellt eine fortlaufende bodenkundliche Baubegleitung während der Baumaßnahme sicher.

WELCHE BODENSCHUTZMASSNAHMEN ERGREIFT AMPRION UND WIE SIEHT DIE BODENKUNDLICHE BAUBEGLEITUNG AUS?

Wir unterscheiden zwischen vorsorgenden, baubegleitenden und nachsorgenden Maßnahmen.

Vorsorgender Bodenschutz

  • Berücksichtigung besonders anspruchsvoller und schützenswerter Böden in der Planungsphase

    Beispiel: Nach Möglichkeit Meiden von verdichtungsempfindlichen und torfhaltigen Böden

  • Aufsetzen eines Bodenschutzkonzeptes:
    • Festlegung der Bodenmietentrennung und flächenscharfen Maßnahmen zum Bodenschutz
    • Nach Möglichkeit Begrünung des Arbeitsstreifens vor der Baumaßnahme zur natürlichen Stabilisierung der Baustraße („Grüne Baustraße“)

Baubegleitender Bodenschutz

Sicherstellung durch bodenkundliche Baubegleitung

  • Maßnahmen aus dem Bodenschutzkonzept umsetzen
  • Schulungsmaterial für Baupersonal erstellen
  • Zu konkreten Erdarbeiten bei gegebener Witterung beraten
  • Bodenfeuchte überwachen

Nachsorgender Bodenschutz

Bodenkundliche Baubegleitung berät zu…

  • Maßnahmen zur Wiederherstellung der Bodenfunktionen
  • möglicher Zwischenbewirtschaftung
  • Auflockerung und Gefügeherstellung des Bodens

WELCHE GESETZLICHEN VORGABEN GIBT ES DAZU?

Bei allen Schritten, die wir für den Schutz des Bodens gehen, richten wir uns nach gesetzlichen Vorgaben. Relevant sind neben Gesetzen wie dem Bundesbodenschutzgesetz, dem Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung oder länderspezifische Vorgaben zu den regional zu berücksichtigenden Besonderheiten genauso zahlreiche DIN-Normen. Hierbei ist die DIN 19639 für den Bodenschutz bei Planung und Durchführung von Bauvorhaben besonders wichtig.

SEIT ENDE 2020 IST MIT ALEGRO DIE ERSTE HÖCHSTSPANNUNGS-GLEICHSTROM-ERDKABELVERBINDUNG VON AMPRION IM REGELBETRIEB. GIBT ES BEREITS ERKENNTNISSE, WIE SICH DIE ERDKABEL AUF DIE BODENEIGENSCHAFTEN AUSWIRKEN?

Auf der ALEGrO-Trasse kann Amprion zum ersten Mal ein Kabel mit Höchstspannungs-Gleichstrom-Technologie im Regelbetrieb untersuchen. An vier verschiedenen Standorten stehen die betriebsbedingten Auswirkungen durch Wärmeemissionen im Fokus. Nach mehr als sechs Monaten bestätigen erste Ergebnisse die prognostizierten Werte aus bisher durchgeführten Studien: Die Temperatur ist vernachlässigbar gering und im Oberboden kaum messbar.

WIE STEHT ES UM DIE BAUBEDINGTEN FOLGEN?

Zusätzlich zu den Messfeldern zu betriebsbedingten Auswirkungen wurden nach der Bauphase Bodenschürfe auf der ALEGrO-Trasse angelegt, um den Bodenzustand nach dem Bau zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass die baulichen Einwirkungen auf den Boden geringfügig sind und es nicht zu schädlichen Bodenveränderungen gekommen ist. So ist die nutzbare Feldkapazität unverändert geblieben, die Bodenfunktionen blieben erhalten.

WIE WERDEN SICH DIE ERDKABEL IM PROJEKT KORRIDOR B VORAUSSICHTLICH AUF DEN BODEN AUSWIRKEN?

Wir erwarten, dass die Bodenfunktionen erhalten und Flächen weiterhin regulär landwirtschaftlich genutzt werden können. Wo der Boden temporär durch den Bau beeinträchtigt ist, ergreifen wir unterschiedliche Maßnahmen, um ihn wiederherzustellen. Nach heutigem Wissensstand entstehen durch den regulären Betrieb der Erdkabelanlage keine nachhaltigen ökologisch relevanten Auswirkungen oder Beeinträchtigungen in der Bewirtschaftung. Wie gesagt: Thermische Effekte konnten wir im Oberboden kaum messen.

KÖNNEN LANDWIRTSCHAFTLICHE ERTRÄGE NACH DEN BAUMASSNAHMEN GERINGER AUSFALLEN?

Da die Bodenstrukturen nach der Baumaßnahme erst wiederhergestellt werden müssen, sind kurzzeitig minimale Ertragsunterschiede möglich. Hierfür zahlt Amprion selbstverständlich eine Entschädigung. Grundsätzlich sind unsere Bodenschutzmaßnahmen aber sehr effektiv und ermöglichen eine reguläre landwirtschaftliche Bewirtschaftung nach Abschluss der Baumaßnahme.

IN SCHLESWIG-HOLSTEIN GIBT ES EINEN LEITFADEN FÜR DEN BODENSCHUTZ BEI LINIENBAUSTELLEN. INWIEWEIT ORIENTIERT SICH AMPRION AN SOLCHEN EMPFEHLUNGEN?

Wie bereits erwähnt, richten wir uns nach zahlreichen rechtlichen Regelungen zum Bodenschutz. Wenn Länder zum Beispiel Richtlinien zum Umgang mit besonders anspruchsvollen Böden festlegen, berücksichtigen wir diese natürlich.

Weiterführende Informationen

Interview von Lisa-Shirin Raja, veröffentlicht am 28. September 2023