Collage für Korridor-B-Blog
(c) Amprion

Das Team für Bau und Technik

Planung mit Weitsicht

Über rund 700 Kilometer verbindet Korridor B ab Anfang der 2030er Jahre die Nordseeküste mit Nordrhein-Westfalen. Wie Amprion vorgeht, um den besten Verlauf für die Erdkabel zu finden und die Gleichstromverbindung so bodenschonend wie möglich zu bauen, erklärt Ronny Weiß.

Ronny Weiß im Gespräch

RONNY, WORAUF KOMMT ES BEI DER PLANUNG EINER ERDKABELANLAGE AN?

Die besondere Herausforderung ist es, das Bauverfahren zu finden, das am besten zu den jeweiligen Bodenverhältnissen vor Ort passt. Auf den rund 700 Trassenkilometern werden wir sowohl steinigen Untergrund als auch feuchte Moorböden und viele weitere Bodenarten vorfinden. Wir müssen sicherstellen, dass wir an jeder Stelle weiterkommen – auch durch unwegsames Gelände.

WIE GEHT IHR DABEI KONKRET VOR?

Unser Projektplan sieht vor, die Trasse erst grob und dann fein zu planen. Zum Schluss geht es dann an die Ausführungsplanung, in der alle Maßnahmen zum bodenschonenden Bauen festgelegt werden. So nähern wir uns mit jedem Strich auf dem Papier dem bestmöglichen Verlauf der Erdkabel. Dabei wenden wir in allen Planungsabschnitten die gleichen Standards und Vorgaben an und verfolgen einheitliche Trassierungsgrundsätze – diese beschreiben beispielsweise, wie Fließgewässer zu queren sind.

WIE GEWÄHRLEISTET IHR ALS BAUFACHLEUTE, DASS SPÄTER BEIM GRABEN ODER BOHREN KEINE HINDERNISSE ODER GEFAHREN IM BODEN LAUERN?

Lange bevor der Bau beginnt, untersuchen wir den Boden an vielen Stellen entlang der Strecke und sondieren ihn auch auf Kampfmittel aus den Weltkriegen. Schließlich wollen wir während der Arbeiten keine bösen Überraschungen erleben.

BIS DIESE ARBEITEN STARTEN, WIRD NOCH ETWAS ZEIT VERGEHEN. WAS SIND DIE NÄCHSTEN SCHRITTE IN DER PLANUNG?

Zum Jahreswechsel 2022/23 haben wir den Antrag auf Bundesfachplanung eingereicht. Die Bundesnetzagentur hat bereits einige Untersuchungsrahmen festgelegt. Am Ende dieses ersten Genehmigungsschrittes steht der 1.000 Meter breite Trassenkorridor für unser Projekt verbindlich fest. Parallel dazu beginnen wir mit der technischen Trassenplanung. Dafür binden wir mehrere qualifizierte Büros ein. Sie sind auf unterirdische Linienbauwerke spezialisiert und bearbeiten jeweils einen Abschnitt. So kommen wir mit unserer Planung zügig voran und können darauf basierend den Antrag auf Planfeststellung vorbereiten. In diesem Teil des Verfahrens legt die Bundesnetzagentur die eigentliche Leitungsführung fest. Erst dann wissen wir, wo genau die Trassenachse innerhalb des Korridors verläuft und welche Tiefbautechniken zum Einsatz kommen werden.

NICHTSDESTOTROTZ VERSUCHT IHR, SO VIELE ARBEITSSCHRITTE WIE MÖGLICH VORWEGZUNEHMEN?

Richtig, wir nutzen alle Beschleunigungsmöglichkeiten, die uns die Gesetze erlauben. Denn wir tun zwar einen Schritt nach dem anderen, arbeiten aber gleichzeitig so vorausschauend wie möglich.

Ronny Weiß ist Bauingenieur und war lange im Anlagen- und Leitungsbau tätig. Seit Januar 2022 ist er bei Amprion.

Weiterführende Informationen

Interview von Korridor-B-Kommunikationsteam, veröffentlicht am 27. Juni 2023