Korridor B wird ab Anfang der 2030er Jahre Strom von der Nordseeküste ins Landesinnere transportieren. Auf ihrem Weg über hunderte Kilometer werden die Gleichstrom-Erdkabel in sogenannten Kabel-Kabel-Übergabestationen (KKÜS) punktuell an die Oberfläche geführt. Die Hintergründe kennt Fiona Krahn. Sie ist Genehmigerin bei Korridor B.

FIONA, WARUM BRAUCHEN WIR BEI KORRIDOR B KABEL-KABEL-ÜBERGABESTATIONEN?
In Kabel-Kabel-Übergabestationen werden die Erdkabel an die Oberfläche geführt und damit sind die beiden Verbindungen von Korridor B zwischen den jeweiligen Netzverknüpfungspunkten in kürzere Strecken unterteilt. So können wir Störungen sehr genau lokalisieren und die Stromflüsse jederzeit messen. Darüber hinaus kann es vorkommen, dass wir eine Leitung vorübergehend vom Netz nehmen. Anschließend überprüfen wir mithilfe der KKÜS, ob sie wieder in Betrieb gehen kann.
WORIN LIEGT DER UNTERSCHIED ZWISCHEN EINER KABEL-KABEL-ÜBERGABESTATION UND EINER NORMALEN KABELÜBERGABESTATION?
In Kabelübergabestationen wird in der Regel von einer Freileitung auf ein Erdkabel abgespannt oder andersherum. In unseren KKÜS findet kein solcher Technologienwechsel statt – denn Korridor B besteht ausschließlich aus Erdkabeln.
DU BESCHÄFTIGST DICH AUSSERDEM MIT BEWUCHS AUF ERDKABELN. WAS BEDEUTET DAS?
Grundsätzlich dürfen auf unserem Erdkabel keine tiefwurzelnden Pflanzen wachsen. Allerdings ist der Raum, in dem wir unser Projekt realisieren, begrenzt und muss vielen Ansprüchen auf einmal genügen. Daher prüfen wir, welche Pflanzen unter welchen Umständen doch auf unserem Erdkabel zugelassen werden können. Typisches Beispiel dafür sind Wallhecken oder Knicks, die in Küstennähe die Felder vor Erosion schützen sollen und sowohl in Niedersachsen als auch in Schleswig-Holstein unter besonderem Schutz stehen. Hier entwickeln wir aktuell eine Strategie, um diese Gehölzreihen nach Abschluss der Bauarbeiten wieder zu bepflanzen, sodass sie ihre besondere Funktion beibehalten können.
DU BIST FÜR EINEN GENEHMIGUNGSABSCHNITT VON KORRIDOR B VERANTWORTLICH, HAST ABER AUCH ÜBERGEORDNETE SCHWERPUNKTTHEMEN. IST DIE KOORDINATION DER AUFGABEN EINE HERAUSFORDERUNG?
Richtig, Korridor B ist wegen seiner Länge von rund 700 Kilometern in Genehmigungsabschnitte eingeteilt. Jeder aus dem Genehmigungsteam betreut einen davon und übernimmt die Verantwortung dafür, dass die Genehmigungsunterlagen vollständig und fristgerecht bei der Zulassungsbehörde eingereicht werden können. Ich bin für Abschnitt V48 Nord 3 zuständig. Zu meinen übergeordneten Schwerpunktthermen gehören die Raumverträglichkeitsstudie und der Gesamtalternativenvergleich, mit dem wir die Vor- und Nachteile der verschiedenen Korridore gegeneinander abwägen. Ich mag die Abwechslung in meinem Job sehr gerne und bisher hat sich die Arbeit zum Glück immer sehr gut verteilt. Wenn das Projekt weiter voranschreitet, wird sich das wahrscheinlich noch ändern – dann muss ich gut priorisieren.
Fiona Krahn hat Raumplanung studiert und ist seit 2019 bei Amprion. Bevor sie ins Team von Korridor B gekommen ist, war sie als Werkstudentin bei einem Wechselstromprojekt und als Genehmigerin für Anlagen tätig.
Weiterführende Informationen
- Das Team der Genehmigung
Blogbeitrag - Genehmiger der ersten Stunde
Interview mit Tobias Quintern
Interview von Hanna Grünheid und Lisa-Shirin Raja, veröffentlicht am 25. Juli 2024